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Die unverletzliche Essenz unserer Seele

Traumata

FreiSein für ein unbeschwertes und authentisches Leben

 

Wer kennt das nicht, wieder einmal Ja gesagt zu haben anstatt das in der Situation nötige Nein ausgesprochen zu haben, immer wieder mal in dieselben Situationen zu kommen, über die gleichen Probleme zu stolpern oder in Beziehungen und Partnerschaften ein Deja-vu nach dem anderen zu haben?

Wenn man den Ausführungen der deutschen Heilpraktikerin mit Schwerpunkt auf der Psyche Verena König in ihrem Buch „Bin ich traumatisiert?“ folgt, dann erkennt man rasch, dass wohl jeder seinen Rucksack zu tragen hat. Der eine mag zwar leichter als der andere sein, an den Erfahrungen unserer ersten Lebensjahre kommen wir aber offenbar alle nicht vorbei. Die Auswirkungen können in die eine oder andere Richtung gehen, sie können uns ein Leben im Urvertrauen und in Selbstentfaltung ermöglichen oder uns misstrauisch, wie von fremder Hand gesteuert und ganz schön verloren zurücklassen.

Was König im Gegensatz zu so mancher psychotherapeutischen Intervention und der einen oder anderen spirituellen Praktik, die den Menschen mehr oder weniger sanft bloß zum Funktionieren bringen wollen, betont, ist die Notwendigkeit – die tatsächlich einen Not wendenden Charakter hat –, die hinderlichen Verhaltensweisen und -muster als Geschenke anzuerkennen. Geschenke, die das eigene Überleben gesichert haben, in einer Zeit, in der wir gänzlich auf andere angewiesen waren. Ein Nein hätte in dieser Lebensphase womöglich den Tod bedeutet, wenn nicht den physischen, so doch den der Seele. In dieser Doppelmühle zu überleben, in der man entweder sich selbst oder die Beziehung zur „Hand, die einen füttert“ aufgeben muss, ist eine reife Leistung. Das Problem dabei ist die oft lebenslange Folge dieser lebenserhaltenden Strategie: Sie passt im Leben als Erwachsener nicht mehr, weil es dabei grundsätzlich darum geht, die eigene Identität ins Leben zu bringen, zum Wohl für sich selbst, die anderen und die Gemeinschaft, in der man lebt.
Die auf diese Weise entstandenen Überlebensmechanismen fußen auf den Traumata, die durch solche Erfahrungen entstanden sind. Dabei kann es sich um ein Schocktrauma, das auf einer einmaligen traumatischen Erfahrung beruht – beispielsweise der Tod einer wichtigen Bezugsperson oder Flucht und Vertreibung –, oder um ein Entwicklungstrauma, das über einen längeren oder sogar langen Zeitraum besteht – wie etwa physischer oder psychischer Missbrauch sowie Krieg –, handeln. Die Folgen sind nahezu identisch, sie lassen sich nicht wirklich seriös unterscheiden. Die Reaktion der Seele auf solche Erfahrungen aber ist durchaus unterschiedlich und kann daher schwerwiegender oder milder sein.

Für Verena König liegt die Heilung von Traumata darin, sich den eigenen Verhaltensmustern liebevoll zu nähern, für sich selbst oder in der Begleitung eines liebevollen Menschen. In ihrem Buch werden nicht nur die Hintergründe dieser oft unheilvollen Dynamik beschrieben, sondern auch Übungen angeboten, die den Heilungsverlauf unterstützen. Auf Ihrer Webseite und auf Ihrem Youtube-Kanal bietet sie eine große Zahl von Webinaren und Videos, die als Wegbegleiter zum Heil-Sein fungieren. Dabei geht es immer darum, sich in die Gegenwart zu begeben, in den aktuellen Augenblick und sich selbst wahrzunehmen und anzuerkennen, wie man gerade ist. Ebenso wird die Körperwahrnehmung gestärkt und man darf sich „der Schwerkraft von Mutter“ Erde anvertrauen und den „Diamanten der unberührten Seele im eigenen Herzen“ entdecken. Verena König geht nämlich davon aus, dass es dort, in diesem psychischen Zentrum unseres Seins, einen Bereich gibt, der von allem unberührt und unbeschadet existiert und dem kein Ereignis je etwas anhaben kann. Dort befindet sich die „Essenz unserer Seele“, das, was uns eigentlich ausmacht und was wir uns und der Welt schenken sollen. Auf diese Weise kann die Welt zu einem besseren Ort werden, weil es dann gelingt, unbeschwert und authentisch dem folgen zu können, was uns ausmacht.

Der US-amerikanische Psychologe Laurence Heller widmet sich seit mehr als dreißig Jahren speziell dem Thema Entwicklungstraumata. In diesem Bereich hat er eine eigene Methode entwickelt, die diese nachhaltig heilen kann. Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein umfassender Ansatz, der sich nicht nur Entwicklungs-, sondern auch Bindungs- und Schocktraumen widmet. Dabei wird die Vergangenheit eines Menschen zwar nicht ignoriert, die Betonung liegt jedoch auf der Arbeit im Hier und Jetzt. Seine Methode ist ressourcen- und körperorientiert. Sie hilft, dysfunktionale Anteile wahrzunehmen, macht sie aber nicht zum Hauptthema der Arbeit. Es gilt sie – wie bei Verena König – wahr- und anzunehmen. Betont werden die Stärken, Fähigkeiten und Resilienz der betroffenen Person. Angesetzt wird hauptsächlich bei der Regulierung des Nervensystems.

Heller betont in den beiden Büchern (siehe Buchtipps am Ende des Beitrags) zum Thema, die er als Co-Autor publiziert hat, die fünf biologischen Grundbedürfnissen jedes Menschen, nämlich Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe/Sexualität.
Werden diese Bedürfnisse in der Entwicklung in den Jahren der Kindheit nicht ausreichend „genährt“, dann leiden Selbstregulierung, Identität und Selbstachtung. Statt einer erfüllenden Lebensweise entwickeln sich Überlebensstrategien, die „unsere Erfahrungen in der Gegenwart verzerren und Fragmentierung und Entfremdung bewirken“. Mit Hilfe von NARM können diese von ihm als Kernressourcen bezeichneten Fähigkeiten nachreifen, „sodass sich nicht länger das Gefühl einstellt, Opfer der eigenen Geschichte zu sein. Identitätsverzerrungen wie geringes Selbstwertgefühl, Scham und chronische Selbstverurteilung können sich auflösen, zugleich wachsen die Beziehungsfähigkeit und gesunde Ausdrucksformen unserer Lebendigkeit.“
In seinen Büchern kann der Leser anhand von theoretischen Ausführungen aber auch an Fallbeispielen orientierten äußerst praktischen Beispielen Schritt für Schritt die Defizite in den Kernbereichen erkennen lernen und konkrete Anleitungen erhalten, wie diese Verletzungen nach und nach geheilt werden können.

Sowohl Verena König als auch Laurence Heller ist es ein tiefes Anliegen, die Welt zum Besseren zu verändern. Und so möchte ich diesen Beitrag mit Worten der Traumatherapeutin König schließen, die davon überzeugt ist, dass es in einer immer komplexer werdenden Welt, in der „der Mensch zwar lernt, den Weltraum zu erkunden“, aber zu „verlernen scheint, sich selbst zu verstehen“, dass es in dieser Welt also, „in der viele Probleme der Entfremdung von unserer unverletzlichen und zugleich so kraftvollen Natur entstammen, wichtig ist, die Dynamik von Trauma zu verstehen und die Weisheit unseres Körpers zurückzugewinnen“.

Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.

 

Buchtipps:
Verena König, Bin ich traumatisiert?, ISBN 978-3-8338-7835-0
Laurence Heller/Angelika Doerne, Befreiung von Scham und Schuld, ISBN 978-3-466-34715-5
Laurence Heller/Aline LaPierre, Entwicklungstrauma heilen, ISBN 978-3-466-30922-1

 

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