FreiSein mit sportlichem Verhalten
(Definition: Sportliches Verhalten oder Fair Play kennzeichnet die Einhaltung von Regeln, aber auch „die Achtung und der Respekt vor dem sportlichen Gegner und die Wahrung seiner physischen und psychischen Unversehrtheit.“)
Eines ist klar – man kann nur empört sein, wenn Männern erlaubt wird, Frauen zu verprügeln. Und eigentlich kann man nur entsetzt sein, wenn diesem brutalen Schauspiel eine Plattform wie die der Olympischen Spiele geboten wird, über die weltweit zugesehen werden kann. Dass wir darüber überhaupt diskutieren müssen und man uns zeitgleich solcherlei Diskussionen abgewöhnen möchte, ist ein Abbild der Verwirrungen unserer Zeit.
Ein Mann in Frauenkleidern bleibt ein Mann, schon allein aufgrund seiner Körpergröße, seines Gewichts, seiner Stärke usw., selbst wenn er sich als „unverstandene Boxlady“ tarnt. Hans Christian Andersens Geschichte des hässlichen Entleins zeigt es uns. Ein Schwan bleibt ein Schwan, auch wenn er sich als Ente fühlt und sich für eine Ente hält.
Dass ein Mann eine Frau leichter verprügeln kann als umgekehrt, ist einem Menschen mit geradem Denken bewusst. Auch in anderen Disziplinen, wie etwa dem Schwimmen, hat der Mann einen naturgegebenen Vorteil, weshalb sich der Frauensport als eigenständiges Gebiet überhaupt erst entwickelt hat.
Bei gewissen gemischt geschlechtlichen Wettbewerben steht also der Sieger am Start bereits fest, und man könnte allein aufgrund dessen Fairness und Sportlichkeit daran anzweifeln.
Andererseits möchte ich hier festhalten, dass wir als Querdenker und stolze Ärgernisse propagandistischer Machtstrukturen zwar zur Empörung, aber nicht unweigerlich zum Handeln aufgerufen sind. Wir können Verärgerung und Protest von Profisportlerinnen mit unserer Zustimmung mittragen, aber der laute Aufschrei sollte aus deren Reihen kommen. Es wird Zeit, dass auch andere Menschen aufstehen, denen dieser bunte Irrsinn klar wird und die, wie in diesem Fall, in der Ausübung eines Berufes oder Hobbys sogar auf lebensbedrohliche (Boxen kann im äußersten Fall tödlich enden; vor allem bei einem Kräfte-Ungleichgewicht) Weise gefährdet werden. Die Menschen verlassen sich viel zu viel darauf, dass wir – die Ungerechtigkeit wie ein Fausthieb schmerzt – uns für sie einsetzen, während sie sich, als wäre nichts geschehen, wieder um Angelegenheiten kümmern, die sie öffentlich nicht unbeliebt machen. Wir haben wahrlich bereits alle Hände voll zu tun mit dem Aufzeigen und Stoppen irrwitziger Ideen, menschenverachtender Pläne und unterdrückender Handlungen.
Mir jedoch drängen sich noch weitere Gedanken auf. Ich frage mich: Ist Boxen überhaupt ein Sport? Oder ist es vielmehr eine Gewalttat? Ich darf schließlich auf die Straße gehen und laufen, springen, Radfahren, aber ich darf niemanden schlagen, weil es nicht als sportliche Betätigung, sondern als Straftat angesehen wird – und das aus gutem Grund: Schlagen verletzt Menschen.
Womöglich ist es auch eine Therapieform für unterdrückte Emotionen, was es dennoch nicht automatisch zu einer olympischen Disziplin werden lässt und zusätzlich die Frage aufwirft, ob es nicht geeignetere Formen der Aggressionstherapie gibt. Sind wir nicht eigentlich gegen Gewalt? Warum sind wir dann dafür, dass sich Menschen vor unseren Augen verprügeln und zeichnen den Sieger auch noch mit einer Medaille aus?
Und wenn es ein Sport ist – warum ist es dann auch ein Frauensport? Was muss einer jungen Frau geschehen sein, dass sie sich entschließt, die Beste darin werden zu wollen, andere mit ihren Fäusten zu besiegen? Ist diese Form der Schlagkraft nicht eher eine männlich dominierte?
Im Boxsport kämpft man zwar beim Training gegen einen wehrlosen Sandsack, aber irgendwann schlägt man auch auf einen anderen Menschen ein, was bedeutet, dass man nicht nur austeilen, sondern auch einstecken muss. Warum möchte sich das eine Frau überhaupt antun? Und warum findet so etwas zahlreiche begeisterte Zuschauer?
Wählen Frauen ursprünglich aus Gründen der Selbstverteidigung diesen Weg? Und wenn das der Fall ist, sollte dann nicht das Ziel sein, Menschen zu friedlicherem Handeln zu ermuntern als das Prügeln zum Sport zu erheben?
Dieser sogenannte Sport ist nicht nur gewalttätig, sondern auch gesundheitsgefährdend. Es kann – wie wir spätestens seit den Rocky-Filmen wissen – zu dauerhaften Schäden an Kopf, sonstigen Körperteilen und inneren Organen kommen. Ich betrachte so etwas nicht als „Spiel“ und damit eigentlich nicht als passend für sogenannte Olympische „Spiele“.
Ich plädiere hier nicht für ein Verbot des allgemeinen Boxsportes, denn ich habe eine natürliche Abneigung gegen Verbote und Vorschriften (ebenso wie gegen absurde Zulassungen, die Frauen – selbst in einem Männersport – einer erhöhten Gefahr aussetzen).
Ich behaupte auch nichts, stelle nur Fragen, die mir in den Sinn kommen, denn ich bin der Überzeugung, dass Veränderungen mit Hinterfragen beginnen, und ich wünsche mir eine in jeder Hinsicht gewaltfreie Zukunft.