FreiSein durch das Bewusstsein für immerwährendes Leben
Einige der zentralsten Fragen unseres Menschseins sind jene nach dem Sterben, dem Tod und dem Danach. Obwohl sie diese wesentliche Bedeutung haben, sind wir tagtäglich darum bemüht, uns nicht mit ihnen auseinander setzen zu müssen und verweigern aus diesem Grund auch das wichtige Finden von Antworten.
Viele große Geister, aber auch eine erkleckliche Anzahl von ganz „einfachen“ Menschen, haben sich schon Gedanken dazu gemacht und uns im Kleinen wie im Großen an ihren Erkenntnissen teilhaben lassen. Ich denke da etwa an die Mystiker der verschiedenen Religionen, denen jegliche Buchideologie suspekt war und die ganz persönliche und tiefgreifende Erfahrung mit der Wirklichkeit hinter den materiellen Dingen gemacht haben; oder jenen Menschen, denen Nahtoderlebnisse zu Teil geworden sind; oder auch die, die ihre Suche so lange nicht aufgegeben haben, bis sie Antworten gefunden haben, wie etwa Rudolf Steiner, Ken Wilber oder Lothar Hollerbach. Diese Auswahl ist natürlich sehr subjektiv und absolut nicht vollständig. Wenn man sich aber ehrlich bemüht, wird man meiner Liste eine ganz individuelle hinzufügen können, das Wissen dazu liegt quasi auf der Hand oder in unmittelbarer Umgebung.
Das kurz bevorstehende christliche Osterfest lädt wieder dazu ein, diesem wichtigen Thema Raum zu geben. Die nun zu Ende gehende Karwoche will uns auf die Unausweichlichkeit des Todes vorbereiten, jenes Todes nämlich, den unsere materielle Hülle, unser Körper also, früher oder später einmal ereilen wird. Er ist wie alles in dieser Welt der Vergänglichkeit unterworfen. Das ist der große Stachel im Fleisch menschlicher Existenz, gleichzeitig aber auch der Ansporn, dieses einmalige Leben auch wirklich zu leben; uns also mit aller Kraft, mit aller Leidenschaft, mit aller Intensität dem zu widmen, was unsere Aufgabe ist. Ein schöne Bezeichnung in diesem Zusammenhang ist für mich auch der Begriff „Hingabe“. Ich gebe mich quasi dem hin, was ich der Welt zu geben habe und leiste damit einen wesentlichen Beitrag, dass auch diese Welt eine himmlische ist. Diese Hingabe ist aber keineswegs ein Ausbluten, sondern sie ist, aus einer spirituellen Quelle gespeist, das Instrument, um allem Leben zu dienen. Wörter wie diese werden sehr oft missverstanden, was schade ist. Denn dadurch wird die Umsetzung von Wesentlichem gebremst, be- oder gar verhindert. Aber alle spirituellen Richtungen verbindet die Tatsache, dass Dankbarkeit und Geben wesentliche Elemente eines geglückten Lebens sind. Die Basis dafür ist eine gesunde Selbstannahme, die oft zitierte Selbstliebe. Ohne sie sind alle Bemühungen mit dem Makel versehen, dass man deswegen gibt, um Dankbarkeit zu erhalten oder Energie schöpft, die man aus sich selbst heraus nicht hat.
Ein Leben, das so gelebt wird, ist ein erfülltes Leben. Ein Mensch, der so gelebt hat, also seinen Lebensauftrag erfüllt hat, kann ohne Abschiedsschmerz seinen Körper verlassen und in seine nächste Existenzform eintreten. Mystiker und tief Meditierende können schon zu Lebzeiten außerkörperliche Erfahrungen machen. Sie erleben damit das, was sie – und uns alle – dann nach ihrem körperlichen Tod erwartet.
Diese Erkenntnis kann man nicht mit dem Gehirn erfassen, das uns in der irdischen Existenz wichtige Dienste leistet; unsere fünf Sinne sind nicht in der Lage, über das Materielle hinaus zu „denken“. Dafür braucht es eine Eigenschaft, die wir gerne mit verschiedenen Begriffen bezeichnen: Übersinnliches, sechster oder siebenter Sinn, Bauchhirn und noch vieles mehr sind Versuche, diese Dimension des Menschseins zu erfassen.
Wie auch immer diese Erfahrungen nach dem irdischen Tod bezeichnet oder beschrieben werden, sie haben eines gemeinsam: Es existiert neben Körper, Geist und Psyche auch so etwas wie eine Seele, die den Körper zu Lebzeiten bewohnt, ihn damit auch in Raum und Zeit festhält und sich nach seinem Hinscheiden in eine neue, allumfassende Dimension bewegt, die alle irdischen Erfahrungsmöglichkeiten übersteigt. Auch die Quantenphysik wird gerne als Brücke zwischen diesen beiden Dimensionen verstanden, denn ihr und ihren Forschern ist es gelungen, uns Wesentliches über die Transzendenz aufzuzeigen und auf einen notwendigerweise hinter den Dingen liegenden Urgrund oder Schöpfer hinzuweisen.
Es lohnt sich also, sich schon bei Zeiten auf diese Dimension des Seins einzulassen; Literatur dazu gibt es genug, am Ende seien hier nur einige wenige Werke genannt. Wesentlicher aber ist es, sich auf den Weg persönlicher Erfahrungen zu begeben. Dafür lohnt es, sich ausreichend Zeit zu nehmen. Denn damit wird es letzten Endes gelingen, dem Tod den gehörigen Platz einzuräumen, ihm aber auch seinen immer noch weit verbreiteten Schrecken zu nehmen.
Ausgewählte Literatur:
Rudolf Steiner, Okkulte Untersuchungen zwischen Tod und neuer Geburt, 1961
Ken Wilber, Eros-Kosmos-Logos, 2001
Anton Zeilinger, Einsteins Spuk, 2006
Lothar Hollerbach, Es gibt keinen Tod, 2011