Mehr Leichtigkeit im Familienalltag – das geht tatsächlich!

Kinder

FreiSein für ein harmonisches Familienleben

 

Der Alltag mit Kindern ist vieles, aber vor allem meist eines: anders, als wir es uns vorgestellt haben, als wir noch keine Kinder hatten. Es gibt einen treffenden Spruch: „Über Kindererziehung weiß man am meisten, solange man noch keine Kinder hat.“ Kaum sind sie auf der Welt, ist vieles so wunderbar, aber vieles auch komplizierter, als man es erwartet hat. Wir wollten entspannte Eltern sein – und dann schreien wir überfordert herum. Wir lieben unser Kind – und trotzdem kann es uns den letzten Nerv rauben. Wir merken, dass das Elternsein weitaus anstrengender ist, als wir angenommen haben.

Wer hätte gedacht, dass so viele Emotionen hochkommen, in ganz normalen Alltagssituationen? Wir wären gerne wirklich entspannt und einfach glücklich, und wir wollen oft auch etwas ändern. Aber was? Am einfachsten wäre es natürlich, das Kind würde mit den Verhaltensweisen aufhören, die uns so dermaßen auf die Nerven gehen, und einfach „mitspielen“. Viele Eltern setzen genau dort an und stellen schließlich enttäuscht fest, dass es nur noch aufreibender wird und die Beziehung zu ihrem Kind leidet.
Die Sache ist die: Kinder verhalten sich bei unseren eigenen Themen, bei unseren unaufgelösten Konflikten und verdrängten Emotionen wie hochspezialisierte Geheimdienst-Drohnen (oder – wem ein natürlicher Vergleich lieber ist – wie ausgehungerte Trüffelschweine): Sie spüren alles auf. Wirklich alles. Sie spüren sogar das auf, von dem wir gar nicht wissen, dass wir es verdrängt haben. Sogar das, von dem wir schon vergessen haben, dass wir es vergessen haben.

Kinder wollen genau diesen echten Kern spüren, unser wahres Ich. Das Ich mit den Ecken und Kanten, aber eben auch das Ich, vor dem wir im Alltag allzu oft weglaufen. Das Kind sieht genau, dass da etwas hervorschaut, auch wenn wir es verstecken wollen – und es deutet voller Enthusiasmus exakt dorthin. Im Grunde ist es ganz aufgeregt, was es da Spannendes gefunden hat. Es ist oft ein Teil von uns, den wir bisher nicht richtig wahrgenommen haben – ob bewusst verborgen oder unbewusst verdrängt. Wir hätten ruhig so weiterleben können wie bisher, es hat schließlich immer noch irgendwie funktioniert. Doch aufgrund des Verhaltens unseres Kindes kommen plötzlich Emotionen in einer Intensität in uns hoch, die wir kaum für möglich gehalten hätten.

Gerade das Fühlen, wie es uns wirklich geht, hat in unserem Erwachsenenleben nicht immer Priorität. Von vielen Emotionen haben wir uns sogar bewusst abgeschnitten und uns passende Gedankenkonstrukte als Schutz zusammengeschmiedet. Aber je besser wir uns selbst spüren, desto wahrhaftiger können wir auch dem Kind gegenübertreten. Bevor wir uns also auf die Beziehung zu unserem Kind einlassen können, brauchen wir zunächst eine gute Beziehung zu uns selbst.

Eine gute Beziehung mit dem Kind zu haben, heißt keineswegs, dass das Familienleben dem in einer Joghurtwerbung gleichen muss, wo das Dauerlächeln blitzblanke Zähne offenbart, pure Freude ausgestrahlt wird und im Joghurtbecher offenbar das konzentrierte Glück zu finden ist. Nein, das echte Leben klingt viel eher so: „Ich wollte aber gar kein Erdbeerjoghurt, ich will Vanilleeeee!!!“ Das echte Leben, das sind Zahnspangen, von denen sich ein Bracket löst und ins Joghurt fällt, und es sind die Momente, in denen gerade alle Löffel im Geschirrspüler sind, wenn man einen bräuchte.

Es läuft nicht perfekt. Es kann gar nicht perfekt laufen, weil im Grunde – bis auf die künstliche Joghurtwerbung – nichts „perfekt“ ist. Der Familienalltag ist kein mit Photoshop bearbeitetes Hochglanzbild – und das sollten wir auch von uns nicht erwarten. Denn oft steht unserem Glück nur eines im Weg: unsere Erwartungen und Bewertungen. Unsere Vorstellungen, wie das Leben sein sollte, wie unsere Kinder sein sollten, es aber eben oft nicht sind. Diese Diskrepanz zwischen der Erwartung und der Realität macht uns oft viel mehr Probleme als die Wirklichkeit selbst.

Wir wollen ja nur das Beste und meinen es gut. Wir meinen es von Herzen gut, auch wenn manchmal etwas misslingt und wir ganz woanders landen, als wir eigentlich wollten. Trotz der besten Absichten ernten wir oft Frust, Tränen und Unzufriedenheit, und wir fühlen uns als Eltern darüber hinaus unzulänglich, wenn der Familienalltag immer wieder von Szenen überschattet wird, die eher an „Die Super Nanny“ erinnern als an die idyllische Joghurtwerbung. Wir lieben unsere Kinder so sehr, und doch ist der Alltag mit ihnen häufig viel aufreibender, als wir uns das wünschen würden.

Denn die Kinder sind unsere besten Coaches, unsere besten Lehrmeister, und im Alltag mit ihnen sind gerade in den nervenaufreibendsten Situationen die größten Geschenke versteckt – wir müssen nur wissen, wie man sie findet und auspackt!

 

Die gute Nachricht: Die meisten Probleme, die wir mit unseren Kindern haben, entspringen nicht der aktuellen Situation. „Aber die Hausübungen mit meinem Kind sind ein einziges Drama, das passiert doch genau jetzt!“ Ja, es passiert jetzt, aber die Entstehung des ganzen Problems hat meistens schon viel früher angefangen – in vielen Fällen in unserer eigenen Kindheit. Wie es gelingen kann, trotz aller Turbulenzen im Außen Gelassenheit in den Familienalltag zu bringen und alte Muster nicht nur zu erkennen, sondern aus ihnen auch auszusteigen, das können Sie in meinem Buch „Lasst die Kinder in Ruhe“ nachlesen.

 

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