Der sozialste Spritzer Österreichs – der Schwurbler-Tropfen

Schwurbler-Tropfen

FreiSein mit sozialen Projekten

 

Wie geht Schwurbeln auf Österreichisch? Am besten mit Wein! Genauer gesagt mit dem Schwurbler-Tropfen, dem sozialsten Spritzer Österreichs.

Die Unternehmerin Nadja Wolf berichtet im Interview mit Unsere ZeitenWende über die Entstehung ihres besonderen Spritzers, über Probleme und Unterstützungsmöglichkeiten.

Der spritzige Schwurbler-Tropfen

Der Schwurbler-Tropfen ist ein abgemischter Grüner Veltliner, der besonders spritzig ist. Schließlich soll er „das Kopferl ein bissl schwurbelig machen“.

Frauen schmeckt das spritzige Getränk besonders gut, weil er sie an Prosecco und Frizzante erinnert.

Männern sei er oft sogar zu spritzig, erzählt mir Nadja. „Den Männern sagen wir dann einfach: In ein Glas schütten, dann geht viel Kohlensäure raus, und dann schmeckt er auch ihnen. Lustigerweise haben wir sogar mehr Männer als Abnehmer als Frauen. Die kaufen auch schon mal fünf Kartons auf einmal.“

Die Geburt des Schwurbler-Tropfens

Nadja gründete für die Wien-Demonstrationen den Freedom Truck, um Sprechern eine Bühne und den Teilnehmern Musik bieten zu können, was sie aus eigenen Mitteln finanzierte. Doch bald musste über einen Spendenaufruf nachgedacht werden, denn „ich kann nicht jedes zweite Wochenende 3.000 Euro finanzieren.“

Verständlich, doch wir wissen, dass sich auch alle anderen kritischen Menschen, die sich in die Öffentlichkeit trauen, grundsätzlich über Spenden finanzieren. Nadja wollte daher zusätzlich zum Freedom Truck den Menschen etwas Besonderes bieten.

Die Idee zum Schwurbler-Tropfen kam nicht auf der LKW-Bühne, sondern in ihrem Hauptberuf, wo Nadja Menschen im Finanzierungsbereich berät und vermehrt von kleinen Winzern angesprochen wurde. Diese hatten aufgrund der erhöhten Produktionskosten immer mehr Schwierigkeiten, ihren Wein zu verkaufen, weil die Winzer Genossenschaften den Preis drückten. Nadja kaufte ihnen kurzerhand den Wein ab, ließ den Spritzer abfüllen und entwarf mit ihrem Team ein Etikett. Jetzt fehlte noch der Name: „Man sagt zu uns Querdenkern ja Schwurbler. Wir machen einfach den Schwurbler-Tropfen draus.“

Sie ließ den Namen „Schwurbler“ sogar schützen – aus rechtlichen Gründen, und weil sie hoffte, jene Firmen und Fernsehsender, die den Namen benutzen, dazu anzuregen, auch einmal den Schwurbler-Tropfen zu erwähnen. „Aber da kommst nicht einmal bei Servus TV durch, obwohl ich dort schon beim Talk im Hangar war. Warum erwähnt zum Beispiel der Wegscheider nicht einmal den Schwurbler-Tropfen?“

Der Schwurbler-Tropfen sollte also, neben anderen, auch alkoholfreien Getränken, die Demonstrations-Teilnehmer gegen eine freie Spende versorgen. Der Freedom Truck brachte jedoch nicht die erhofften Erfolge. Nicht nur, dass man ihn mit den Spenden nicht voll finanzieren konnte, waren viele Menschen mit Musik auf Demonstrationen nicht einverstanden. Eigentlich wollte man die Jugend erreichen, „die komplett gefehlt hat und um deren Zukunft es ja hauptsächlich geht“ und den Demonstrationsteilnehmern Freude bringen: „Die Menschen kamen mit gesenktem Kopf, Schultern nach vorne, Zukunftsängste im Kopf. Dann spielt irgendwo Musik und der Mensch richtet sich auf, lächelt und tanzt ein bisschen. Wenn ich das einmal im Monat machen kann, dass ich den Menschen ein positives Gefühl mit nach Hause gebe und nicht nur die negativen Gedanken von den Kundgebungen, dann haben wir gewonnen.“

Kritik bis zu persönlichen Anfeindungen erlebten Nadja und ihr Team. Deshalb ließen sie den Truck weg und kümmerten sich vermehrt um den sozialen Spritzer.

Der sozialste Spritzer Österreichs

Der soziale Wein soll nicht nur Winzer unterstützen, ein Teil vom Gewinn kommt auch österreichischen Familien zugute.

Bisher konnten leider nur kleine Gewinne erzielt und damit auch nur kleine Beträge gespendet werden. „Bis maximal 200 Euro sind wir gekommen, bisher sehr regional beschränkt. Der Grundgedanke von uns ist: Wenn sich jemand entscheiden muss, ob er die Kreditrate für das Haus oder die Stromrechnung zahlt, dass wir die Stromrechnung übernehmen. Oder eine Familie, bei der das Auto kaputt ist und die ein neues braucht – da würden wir mit der Familie das Auto kaufen gehen und bezahlen. Als Unternehmer muss ich das wegen Steuerrecht und Gewinnspenden so machen. Oder ich kann Supermarktgutscheine kaufen und dann versenden.“

Bisher waren es eher Lebensmitteleinkäufe für Pensionisten, die Nadja beobachtet hat, wenn sie an der Kasse etwas zurückgeben wollten. Sie hat bemerkt, dass jetzt viele Menschen sogar Cent vergleichen. „Mein Mann und ich stehen oft eine Stunde im Supermarkt und wenn jemand etwas zurücklegt, übernehme ich es. Dann habe ich einen Beleg mit Rechnung, die ich absetzen kann.

Oder ich sehe bei der Tankstelle jemanden, der um zehn Euro tankt. Wenn er zum Beispiel sagt, dass er nur noch 50 Euro für den Monat hat, dann nehme ich den Zapfhahn in die Hand, zahle die Rechnung und frage ihn nach seinem Namen für den Spendennachweis.

Es funktioniert also sehr menschennahe. Ich würde das gern beibehalten, weil man unheimlich viel von den Menschen zurückbekommt. Aber ich würd mich freuen, wenn es im Monat zehn Mal 200 Euro sind, die ich spenden kann.“

„Bei wem es knapp ist, der darf uns gerne ein Mail schreiben“, fährt Nadja fort. Allerdings fürchtet sie, wenn es zu viele sind, einige enttäuschen zu müssen, „weil wir den Absprung noch nicht schaffen, weil zu viele Hürden da sind.“

Hürden und Herausforderungen

Das Mitführen des Schwurbler-Tropfens im Demo-Truck hat nicht ausgereicht, um den neuen Spritzer wirklich populär zu machen. Nadja berichtet mir, dass sie anfangs auch Veranstaltungen in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, der Steiermark und dem Burgenland veranstalteten, um den Schwurbler-Tropfen bekannt zu machen. Besonders erfolgreich war ein Kellergassenfest in Niederösterreich, zu dem Menschen aus Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark anreisten, um den Schwurbler-Tropfen zu kaufen.

Selbst die Winzer, deren Wein Nadja für ihren Spritzer verwendet, trauen sich oft nicht, das Produkt zu bewerben. Schließlich steht Schwurbler drauf.

„Aber in diesen kleinen Kühlschränken, die an Radwegen stehen und bei denen sich Radfahrer ein Wachauer Laberl oder ein Getränk holen können, da ist der Schwurbler-Tropfen oft drin.“

Das besonders spritzige Getränk kann man über den Online-Shop bestellen, das Versenden ist jedoch nicht ganz so einfach. „Wir haben massive Probleme mit der Post“, sagt Nadja. „Wenn du einen Vertrag mit der Post hast, kannst du viel günstiger Weinkartons verschicken und bist versichert. Doch die haben uns innerhalb von zwölf Monaten den Vertrag gekündigt, weil wir zu wenig versenden.“

Die Kartons zur Post zu bringen, sei außerdem schwere körperliche Arbeit und zeitintensiv – auch, weil man gewisse Verpackungsvorschriften einhalten müsse. „Aber ich geb nicht auf“, verspricht Nadja. „Mittlerweile sind wir auch nur mehr zu zweit, die alles organisieren. Wir versuchen, über die Hürden drüber zu springen oder auf der Seite vorbei.“

Das kleine Team hat deshalb überlegt, auf Dosen umzusteigen. Diese Idee wurde jedoch gleich von Umweltschützern kritisiert. Bei Dosen würde hingegen das viele Verpackungsmaterial wegfallen, das man für Flaschen brauche, der LKW hätte weniger Gewicht zu transportieren, und das Reinigen der Flaschen mit Lauge, um sie wieder zu befüllen, sei schädlicher als eine kleine Dose mit einem wiederverwendbaren Verschluss, zählt Nadja auf. Andererseits sei eine Flasche ästhetischer. „Es will ja auch niemand eine Dose Rotwein kaufen.“

Mit den Abfüllern ist es ebenfalls schwierig. Nadja kann immer nur eine Palette bestellen, weil diese 2.000 Euro kostet und im Voraus bezahlt werden muss. Bei Dosen müssten sogar drei Paletten auf einmal bestellt und somit 6.000 Euro vorgestreckt werden. „Das heißt, ich muss den Schwurbler-Tropfen um mindestens drei Euro verkaufen, damit ich einen Gewinn mache, den ich spenden kann. Und ich kann das nicht als ehrenamtliche Person oder Verein machen, weil der wiederum gar keinen Gewinn machen darf. Ich musste einen Gewerbeschein lösen, weil mir sonst vom Staat Österreich vorgeschrieben wird, wie viel Prozent vom Gewinn ich spenden darf. Und ich muss darauf achten, dass ich nicht auch noch vom gespendeten Gewinn Steuern zahlen muss. Das ist in Österreich irre – wenn du helfen willst, zahlst du dafür.“

Wie kann man den Schwurbler-Tropfen unterstützen?

Man kann den Schwurbler-Tropfen natürlich kaufen – online (er wird in einem neutralen Karton versendet, der nicht erahnen lässt, dass sich darin etwas Schwurbeliges befindet) oder bei ein paar fixen Abholstationen.

Weitere Abholstationen werden gebraucht, bei denen der spritzige Wein präsent sein darf. „Wir haben zum Beispiel ein Geschäft in Krems an der Donau, das uns unterstützt. Die stellen ihn in die Auslage. Die Menschen sprechen die Besitzerin darauf an und kaufen ihn. Wiener, Grazer und Linzer kommen wieder zu ihr, verbinden das mit einem Ausflug nach Krems und kaufen dann gleich vier oder fünf Kartons.“

Auch die Gastronomie unterstützt den sozialen Spritzer noch viel zu wenig. „Die Gastronomen wollen selbst am liebsten fünfzig Prozent Gewinn machen, weil sie sichtlich den Sinn nicht wahrhaben wollen, und sie sagen: Uns geht’s selbst schlecht. Wenn ich also 1,90 für das Flascherl bezahle, dann verkauft der Gastronom das um vier Euro. Das kauft ihm niemand ab. Ich muss ihn um drei Euro verkaufen, damit ich meine Kosten decke, und wenn der Wirt sagt: Ich verkaufe ihn um drei Euro und zehn Cent, dann ist mir schon sehr geholfen.

Bis jetzt habe ich ein einziges Kaffeehaus, das den Schwurbler-Tropfen verkauft. Dorthin kommen Menschen, die sagen: Ich bestelle nur mehr den Schwurbler-Tropfen, weil ich weiß, dass damit österreichischen Familien geholfen wird. “

Vielleicht findet sich auch ein Getränkeabfüller, „der sagt: Ich fülle so viele Spritzer ab, eure 1.000 mache ich einfach dazwischen mit, und das spende ich. Ihn kostet die Abfüllung ein Zehntel von dem, was ich zahl.“

Hofläden wären auch eine Möglichkeit, die Nadja einfällt. Dort könnte man das soziale Getränk ebenfalls verkaufen.

Und wer eine Veranstaltung organisiert und den Schwurbler-Tropfen dabei haben möchte, kann sich bei Nadja melden: „Dann kommen wir, präsentieren ihn und man kann ihn auch gerne verkosten.“

Ideen und Unterstützer werden also dringend gesucht, um das soziale Projekt groß und somit noch sozialer werden zu lassen. Gegenseitige Hilfe empfindet Nadja als überaus notwendig in unserer Zeit, denn „es geht, wie man bei uns in Österreich sagt, um die Wurscht. Man darf nicht vergessen, die Menschen waren in Kurzarbeit, jetzt ist alles teurer geworden. Teilweise verlieren sie die Arbeit. Es wurden uns so viele Steuererleichterungen in den letzten Jahren genommen, so dass wir mehr Steuern zahlen als zuvor. Die Welle ist noch gar nicht angekommen, die noch auf uns zukommt. Das bedeutet, es muss weitergehen mit Spendengenerieren.

Ich rufe auf meiner Facebook-Seite immer wieder zu gegenseitiger Hilfe auf. Die Menschen fragen mich dann: Wie? Das ist so einfach, wir haben es nur verlernt. Eine Frisörin schneidet beispielsweise einem Elektriker die Haare. Hat sie ein Problem mit einer Steckdose, dann hilft er ihr. Das ist es, was wir jetzt machen müssen. Das ist es, womit wir uns jetzt gegenseitig helfen können.“

 

Weitere Informationen zum Schwurbler-Tropfen, Kontaktmöglichkeiten, Abholstationen und Online-Shop findest du hier.

 

Nadja Wolf

Nadja Wolf-Siebenhandl ist Strategieberaterin im Bereich Finanzen, Sängerin, Mitglied der ersten Stunde der Union Souveränität, Initiatorin des Freedom Trucks und des Schwurbler-Tropfens.

 

Ich bedanke mich bei Nadja für das offenherzige Gespräch, ihre Umsetzungsstärke und ihr soziales Engagement.

 

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