Werte bestimmen unser Leben

Werte

FreiSein für wertvolle Entscheidungen

 

„In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige“, schlug der österreichische Publizist Karl Kraus als Wegweiser für das Leben vor. Leicht gesagt, doch was ist das Richtige? Gibt es das überhaupt? Kann nicht für jeden Menschen etwas anderes richtig sein?

Was für uns richtig ist, bestimmen unsere Werte. Sie sind die Prioritäten, nach denen wir unser Leben gestalten. Sie beeinflussen unsere Gedanken und Gefühle, unsere Wünsche, Entscheidungen und unsere Beziehungen.

Jedoch sind den meisten Menschen ihre Werte überhaupt nicht bewusst, sie wurden ihnen beigebracht – von Bezugspersonen, gesellschaftlichen Normen und von den Medien. Vor allem die Prinzipien, die wir als Kinder übernehmen, prägen uns für unser gesamtes Leben. Genau deshalb ist es immens wichtig, sich seine Werte genau anzusehen und zu überprüfen, ob sie einem (noch) dienen.

Werte können uns auf dem Weg zu unseren Wünschen und Zielen unterstützen oder aufhalten, und sie bergen großes Konfliktpotential, wenn wir mit Personen zusammentreffen, deren Werte mit unseren nicht übereinstimmen.

Zwei sehr gegensätzliche Ansprüche treffen beispielsweise bei Menschen aufeinander, die Freiheit und Selbstbestimmung an oberste Stelle setzen, wenn sie anderen begegnen, denen Sicherheit und Gesundheit wichtiger sind.

Wer jedoch seine eigenen Werte kennt, versteht oft auch die anderer Menschen besser. Verständnis ermöglicht einen respektvolleren Umgang mit anderen Blickwinkeln.

Wertvorstellungen sind unser Kompass

„Wenn Sie diesen inneren Kompass nicht intelligent nutzen, ist das Ergebnis Frustration, Enttäuschung, Unzufriedenheit und das nagende Gefühl, das Leben könnte Ihnen mehr bieten, wenn nur irgendetwas irgendwie anders wäre. Im Gegensatz dazu schöpft man eine unglaubliche Kraft aus dem Bemühen, gemäß den eigenen Wertvorstellungen zu leben: ein Gefühl der Sicherheit, des inneren Friedens und des Einsseins mit der Welt, das nur wenige Menschen verspüren.“ (Anthony Robbins)

Der wohl erfolgreichste Persönlichkeitscoach der USA, Anthony Robbins, erkannte die Bedeutung der Werte und gibt uns eine Anleitung, wie wir diese am besten nutzen können. Er nennt die als positiv empfundenen Prioritäten Appetenzwerte. Diese sind zum Beispiel Liebe, Erfolg, Freiheit, Nähe, Sicherheit, Abenteuer, Behaglichkeit, Gesundheit.

Es gibt zahlreiche Werte. Die eigenen zu finden, kann einige Tage oder Wochen in Anspruch nehmen. Lege dir Papier und Bleistift bereit und notiere alle deine Werte. Frage dich dazu: „Was ist mir im Leben am wichtigsten?“ Wenn du zumindest zehn aufgeschrieben hast, bringe sie in die Reihenfolge deiner persönlichen Wichtigkeit.

Jetzt verstehst du, warum du bisher so gedacht und gehandelt hast. Überprüfe, ob sich deine Werte ergänzen oder ausbremsen.

Wer zum Beispiel Abenteuer erleben möchte, aber die Bequemlichkeit sehr hoch schätzt, wird nicht schnell vorwärts kommen, aber sehr frustriert sein. Wer Trubel liebt, sollte kein Bibliothekar sein, wer die Einsamkeit sucht, kein Partyplaner, und wer konfliktscheu ist, wird wahrscheinlich kein sehr guter Anwalt.

„Menschen sind bereit, mehr zu tun, um Schmerz zu vermeiden, als um Freude zu gewinnen.“

Als nächstes notiere deine Aversionswerte. Das sind jene Zustände, die du vermeiden möchtest, weil sie dir unangenehme Emotionen bescheren. Diese sind zum Beispiel Zurückweisung, Wut, Frustration, Einsamkeit, Niedergeschlagenheit, Versagen, Erniedrigung, Schuldgefühle.

Bringe auch diese in eine Reihenfolge nach dem Grad deiner Abneigung. Vergleiche sie danach mit deinen Appetenzwerten. Steht dort etwa Erfolg weit oben, während einer deiner höchsten Aversionswerte Versagensangst ist, wirst du dich immer wieder selbst von der Karriereleiter schubsen. Wer hingegen Angst vor Einsamkeit hat, wird den Kontakt zu Menschen suchen und sollte dann passenderweise Freunden oder Familie einen hohen Stellenwert geben.

Veränderte Werte verändern das Leben

„Wer sein Ziel nicht kennt, aber gutes Zeitmanagement betreibt, der gelangt nur schneller ans falsche Ziel. Auf diese Weise werden wir immer perfekter darin, etwas zu tun, was nicht zählt. Das Wichtigste wird nicht berücksichtigt, nämlich herauszufinden, was für uns wirklich von Bedeutung ist.“ (Bodo Schäfer, Erfolgscoach und Bestsellerautor in seinem Buch: Gesetze der Gewinner)

Wenn du Ziele hast, die du bisher nicht erreichen konntest, könnte eine Änderung deiner Werte oder deren Rangfolge ein Vorankommen bewirken. Frage dich dazu: „Welche Werte helfen mir an mein Ziel? Welchen sollte ich eine andere Bedeutung beimessen? Welche sollte ich gar von meiner Liste streichen und welche hinzufügen, um die gewünschten Resultate in meinem Leben zu erzielen?“

Denke dabei nicht nur an kurzfristige Ziele, sondern auch an deine sehnlichsten Wünsche, an dein höchstes Potential, das du ausschöpfen möchtest. Du allein entscheidest, wer du sein möchtest.

„Die Seminarteilnehmer dabei zu beobachten, wie sie ihre Wertehierarchie eigenständig gestalten, ist lohnenswert, weil zwischen dem Menschen, der sie Freitagabend noch waren, und der Persönlichkeit, zu der sie Sonntagmorgen geworden sind, ein ungeheuer großer Kontrast besteht. Der Wandel vollzieht sich auf wundersame Weise.“ (Anthony Robbins)

Diese Listen sind jedoch nur der erste Schritt. Man muss sie nun auch als Wegweiser nehmen und seine Entscheidungen danach ausrichten!

Anthony Robbins Werteänderung

Tony Robbins probierte seine Werte-Methode zuerst an sich selbst aus. Seine persönliche Wertehierarchie sah folgendermaßen aus: Leidenschaft, Liebe, Freiheit, Beitrag zum Allgemeinwohl, Gefühl der Befähigung, persönliches Wachstum, Leistung/Zielbewusstsein, Glück, Lebensfreude, Gesundheit, Kreativität.

Zuerst dachte er, was wir wohl alle anfangs denken, wenn wir unsere erste Werteliste fertiggestellt haben: „Ich halte an meinen Wertvorstellungen fest. Schließlich stehen die ja für alles, was ich bin.“

Doch dann wurde ihm bewusst, dass er mehr war als seine bisherigen, größtenteils konditionierten Prioritäten und er durch deren Anpassung sein Leben in andere Bahnen lenken konnte. Er fragte sich: „Wie müssten meine Wertvorstellungen beschaffen sein, um mein Schicksal fundamental so zu gestalten, dass mein Entwicklungspotential als Mensch bestmöglich ausgeschöpft wird und die größte lebenslange Dauerwirkung erzielt werden kann?“

Robbins erkannte, dass er aufgrund seiner Nummer Eins, der Leidenschaft, „einige ziemlich törichte Entscheidungen getroffen hatte“. Er prüfte die Vorteile, die ihm die Leidenschaft brachte – wie Spannung und Auftrieb – und auch die Probleme, die sie bisher verursacht hatte, wie etwa Energieverlust. Er fühlte sich ausgebrannt und kränklich und beschloss, Gesundheit statt Leidenschaft an oberster Stelle zu platzieren. „Meine Vorstellungen von Gesundheit beinhalteten auch eine ausgewogene Ernährung, was ich nicht vermerkt hatte. Außerdem war ich ziemlich lasch in puncto Gymnastik, und ganz sicher hatte ich nicht genug Schlaf. Jetzt war der Punkt erreicht, wo mein Körper unter den ständigen Forderungen nach unbegrenzter Energie zusammenbrach. Ich erinnerte mich, dass ich meine Seminare trotzdem gehalten hatte. Aber ohne Leidenschaft, liebevolle Zuwendung und das Gefühl, etwas bewirken zu können.“

Auch die stets angestrebte Freiheit löste in ihm Druck aus, durch den er die Freiheit, die er bereits besaß, nicht genießen konnte. Deshalb entfernte er diesen Wert von seiner Liste. „Es war erstaunlich, wie frei ich mich fühlte, als ich die Freiheit von meiner Liste gestrichen hatte!“

Es kann also durchaus vorkommen, dass Werte, denen wir uns verpflichtet fühlen, erst dann erreicht werden, wenn wir sie nicht mehr angestrengt anstreben. Leidenschaft und Freiheit konnte Robbins erst dann wirklich erfahren, als er beiden eine neue Bedeutung beimaß.

Der Reihe nach überprüfte er alle seine Appetenz- und Aversionswerte, bis sich folgendes Bild ergab: Gesundheit/Lebenskraft, Liebe/Wärme, Auffassungsgabe, Fröhlichkeit, Aufrichtigkeit, Leidenschaft, Dankbarkeit, Lebensfreude/Glück, etwas in Bewegung setzen, Lernen/persönliches Wachstum, etwas leisten, der Beste sein, Investieren, Beitrag zum Allgemeinwohl, Kreativität.

Aber Veränderungen fallen nicht immer leicht. „Allein die Entwicklung dieser neuen Prioritätenliste löste zeitweilig Ängste und innere Kämpfe aus.“ Robbins hatte sehr lange Bedenken, ob er dem Glück mehr Stellenwert zuschreiben sollte als dem Leistungsstreben. Er befürchtete dadurch eine Abnahme seiner Arbeitsmotivation. Als er sich jedoch für diese Änderung entschieden hatte, hörte er auf, Leistung als Voraussetzung für Glück zu betrachten, und er empfand auf einmal Glück bei seinen Leistungen.

Auch die Besorgnis, die Robbins zuerst hoch oben auf seiner Aversionsliste hatte, wollte er nicht so leicht loslassen. Einerseits wollte er sie vermeiden und andererseits dachte er, dass sie ihn anspornen könnte. Bis ihm klar wurde, dass seine Sorgen ihn nicht voranbrachten, sondern lähmten.

„Als meine Liste komplett war, stellte sich ein Gefühl ein, das ich vorher nicht gekannt hatte: Ruhe und Gelassenheit, ein Gefühl der Sicherheit, das mir bis dahin gefehlt hatte, weil ich nun wusste: Jeder Aspekt meiner Persönlichkeit würde bestrebt sein, mich der Verwirklichung meiner Träume näherzubringen. Ich focht nicht länger einen Zermürbungskrieg gegen mich selbst aus. Wenn ich mir nicht ständig mehr Freiheit wünschte, konnte ich mehr menschliche Nähe und Liebe und damit mehr Freiheit finden. Ich würde freudig auf persönliche Bestleistungen abzielen, gesünder, vitaler und besonnener in meinem Verhalten sein.“

Mit diesen Entscheidungen spürte Robbins auf Anhieb eine physische Veränderung in seinem Körper. Dass sie ihm zu einem immensen Durchbruch verhalfen, zeigt seine Erfolgsgeschichte.

„Wir müssen uns sowohl in unserem Berufs- als auch in unserem Privatleben, aber auch global, darüber klarwerden, was in unserem Leben Vorrang hat, und entscheiden, dass wir im Einklang mit dieser Wertehierarchie leben wollen, was immer auch geschehen mag.“

 

Quelle: Anthony Robbins. Das Robbins Power Prinzip – Befreie die innere Kraft; Kapitel 15 – Werthaltungen: Ihr innerer Kompass; Allegria, 2021

 

 

 

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